Sonntag, 5. April 2009

Torre de Belém - Lissabons faszinierendes Kulturgut

Diesen Sonntag haben wir den Torre de Belém - die vielleicht kunstvollste und schönste militärische Einrichtung der Welt - am Eingang des Tejo besucht. Um genau zu sein befindet sich der Torre de Belém im Lissaboner Stadteile Belém, 5,5 Kilometer von der Mündung des Tejo in den Atlantischen Ozean entfernt.

(Quelle: Google Maps)

Auf mich persönlich hat das Gebäude, das von Außen nicht nur zufällig einem Schiff ähnelt, von Anfang an eine faszinierende Ausstrahlung gehabt. Allerdings fing die Geschichte von mir und dem Torre de Belém alles andere als gut an. Vier Anläufe haben wir gebraucht, um einmal erfolgreich in die Festungsanlage zu gelangen. Das erste mal hat das "Multibanco-Gerät" nicht funktioniert, wir waren ohne Geld da und mussten dann zurück in das naheliegende Cafe Velha Latina gehen, wo es einen EC-Automaten gibt. Dort angekommen haben wir uns dann erstmal gestärkt, dann Geld abgehoben und sind schließlich zurück zum Torre. Allerdings war es da schon 5 Uhr und der Torre war zu. Der dritte Anlauf war erst kürzlich. Wir sind extra nach Lissabon gefahren, damit ich für meinen Blog Bilder machen kann... Leider war es dieses Mal der Montag, der uns einen Strich durch die Rechnung machte. Nun, am gestrigen Sonntag, war alles so wie es sein sollte, und wir konnten rein, in den faszinierenden Torre de Belém.

Nachfolgend für all diejenigen, die hier auch einmal hin möchten, die wichtigsten Daten. Es muss ja nicht jeder 4 Anläufe starten...
Torre de Belém: Adresse und Öffnungszeiten:
  • Torre de Belém
  • Avenida de Brasília
  • 1400-206 Lissabon
  • Estremadura, Portugal
  • Tel.: 00351 21 362 00 34
  • Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr (Oktober bis April)
  • Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr (Mai bis September)

Preise:

  • Erwachsene: 4,00 Euro
  • Kinder: 1,50 Euro
  • Senioren: 2,00 Euro
  • Familienkarte (Zwei Erwachsene, zwei Kinder): 6 Euro
So, nun aber zu dem Wesentlichen, angefangen mit der Geschichte des Torre de Belém:
Der Torre de Belém war Teil eines dreigeteilten Verteidigungsplanes für die Stadt Lissabon, entwickelt durch König Dom João II. (1455 bis 1495) und in Auftrag gegeben durch König Dom Manuel I. (1469 bis 1521) im Jahre 1514.
Im Jahre 1514 wurde mit der Konstruktion begonnen. Die Fertigstellung war sechs Jahr später: 1520. Die Architektur stammte von Diogo de Boitaca, einem der bedeutendsten portugiesischen Architekten seinerzeit.
Doch was war genau die Strategie der Anlage? Wieso wurde sie so gebaut wie sie gebaut wurde?
Nun, der Torre de Belém gleicht in seiner Bauart einem Kriegsschiff aus der damaligen Zeit. Dazu kommt, dass der Tejo früher mehr Wasser führte als heute, womit es so aussah, als 0b gerade ein Kriegsschiff auslaufen würde.
Wenn nun also feindliche Schiffe vom Meer in den Tejo segelten, mit dem Gedanken Lissabon anzugreifen, dann erweckte der Torre de Belém den Eindruck, als ob man die Angreifer bereits erwartet und ein großes Kriegsschiff in Stellung gebracht hätte.
Und in Stellung ist das vermeindliche Kriegsschiff ebenso wie bereit zum Angriff. Im "Erdgeschoss" gibt es mehrere Luken, hinter denen Kanonen positioniert sind. Ein Leichtes, mögliche Angreifer zu beschießen. Und der Plan hatte Erfolg, denn der Torre de Belém wurde niemals zerstört - wohl aber zerstörten die in ihm stationierten Soldaten eine Vielzahl fremder Schiffe.
Neben dem Kriegsgerät wurden hier zeitweise auch politische Gefangene "beheimatet". Vor allem in der Zeit unter spanischer Führung, um genau zu sein unter den Königen Dom Filipe I. (1580 bis 1598), Dom Filipe II. (1598 bis 1621) und Dom Filipe III. (1621 bis 1640) wurden im Keller des Torre de Belém namhafte Gegner eingesperrt und teilweise sogar gefoltert.
Vom Erdgeschoss aus führte einmal eine schmale Treppe hinunter zu den Gefangenen (Bild 1), ebenso konnte man durch Gitter (Bild 2) in die Zellen (Bild 3) schauen.
Hier die Namen und Geschichten einiger Gefangener:
D. Francisco Manuel de Melo (1640)
Schriftsteller und Ritter des Christus-Ordens. Gefangengenommen wegen Zweifeln an seiner Loyalität gegenüber König Dom Filipe II..
Sebastião de Matos de Noronha (1641)
Erzbischof von Braga. Eingesperrt wegen Verschwörung und Zusammenarbeit mit der spanischen Krone. Starb im gleichen Jahr noch, vermutlich im Torre de Belém.
D. João de Almeida e Portugal (1758)
Marquis von Alorna, verheiratet mit der dritten Marquise von Távora. Eingesperrt von 1758 bis 1777 wegen dem Verdacht auf Teilhabe an einem Putschversuch. Als unschuldig erklärt und freigelassen während der Regentschaft von Dom José I..
Gomes Freire de Andrade (1803 und 1815)
Enkelsohn des Gouverneurs des Torre de Belém. Zweimal eingesperrt und schließlich 1817 aus politischen Motiven im Forte de São Julião da Barra exekutiert.
Nun aber genug von Gefängnissen und Kriegen...
Die Eindrücke der Besichtigung des Torre de Belém:
Der Torre de Belém, wenngleich eine militärische Anlage, wurde mit viel Liebe zum Detail konzipiert und gebaut. So gibt es jede Menge wunderschöne Schnörkel, die mehrheitlich manuelinischem Einfluss sind. Darüber hinaus gibt es auch einige orientalische und islamische Architekturelemente.
Die schöne Architektur zieht sich durch die beiden Teile der Anlage: Den Turm, wie auch den Schiffsbug.
Alles in allem besteht die Anlage aus 6 Stockwerken (inklusive Keller). In die oberen Etagen gelangt man über eine wirklich schmale Wendeltreppe. Als wir den Torre de Belém besuchten waren viele Touristen da, was zur Folge hatte, das man auf den jeweiligen Stockwerken oftmals warten musste, bis man an der Reihe war. Nur ab und an benutzten einige Ungeduldige die Treppen gegen die Laufrichtung der anderen.
Fangen wir einmal mit der Beschreibung von oben nach unten an:
Der 5. Stock bietet von seiner Aussichtsplattform einen traumhaften 360-Grad-Ausblick. Man kann die naheliegende Brücke des 25. April und den dahinter thronenden Cristo-Rei ebenso sehen, wie die zahlreichen Boote auf dem Tejo, den Atlantischen Ozean oder auch Lissabon selber.
In den Etagen darunter befinden sich die ehemaligen Wohn- wie auch Arbeitszimmer der jeweiligen Gouverneure des Torre de Belém. Man sieht die schönen Erker, auf jedem Stock einen großen Kamin, schmale Gänge zu den umlaufenden Balkonen und Schießscharten zur Verteidigung. Ebenso kann man die schön verzierte Deckenkunst bewundern.
Auf dem ersten Stockwerk befindet sich das größte Aussichtsplateau, das ebenfalls ein herrliches Panorama bietet. Hier fällt natürlich vor allem der majestätische Turm dominierend ins Auge.
Abschließend noch ein Bild vom 3. Stock aus, das noch einmal die Ähnlichkeit der Anlage mit einem Schiff (in diesem Fall Schiffsbug) verdeutlicht. Fehlt nur noch die Dame ganz an der Spitze des Buges mit weit ausgestreckten Armen untermalt mit Musik von Céline Dion...

Und eine Panorama-Aufnahme vom 2. Stock:


Fazit: Ein Besuch des Torre de Belém lohnt sich auf jeden Fall. Auch, weil der wahrscheinlich historisch bedeutsamste Stadteil von Lissabon, Belém, neben dem Torre viele viele weitere Besuchsmöglichkeiten bietet. Beispielsweise das Mosteiro dos Jerónimos, ein "Must-See", das Entdeckerdenkmal Padrão dos Descobrimentos, das Centro Cultural de Belém oder - etwas anderes, süßeres - die riesige Pastelaria de Belém, wo man die besten Pastéis de Belem probieren kann.

Eine kleine Kritik sei aber auch geübt: Der Torre de Belém lässt einen Eindruck der damaligen Einrichtung vermissen. So schön die Architektur des Gebäudes auch ist. In Bezug auf Innenarchitektur/ Einrichtung ist die Anlage sehr kahl und minimalistisch. Es gibt weder Bilder, noch sonstiges Mobiliar.

Falls Sie ein Hotel ganz in der Nähe von Belém suchen, dass sogar schönes antikes Mobiliar bietet, dann ist das Hotel Lisboa Tejo genau das richtige für Sie!
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